Es ist mit mir heute etwas eigenartiges geschehen. Ich habe ein Buch gelesen. Ein Buch, das ich nie gelesen hätte, wenn ich der Autorin nicht vor kurzer Zeit begegnet wäre. Als sie mir das Buch zeigte, war ich über den Titel etwas irritiert. Ich sagte ihr auch gleich, dass ich davon bei unserem Treffen nichts bemerkt hätte. Zurück bekam ich ein „Danke“
So holte ich heute nach dem Aufstehen mein Tablet und begann entspannt mit der Lektüre. Nach einigen Minuten holte ich tief Luft. Ging an meinen Rechner und betrachtete das Foto, was von uns vor knapp zweieinhalb Wochen geschossen wurde. Ich musste mich noch einmal durch das Betrachten davon überzeugen, dass es sich bei der Autorin und meiner neuen „Freundin“ um ein und die selbe Person handelte. Ja, kein Zweifel.
Gebannt las ich weiter und tauchte in etwas ein, was ich vorher noch nie so erlebt hatte. Es ist eine Sache, einen Roman zu lesen, in dem die Protagonisten dich ansprechen, die Handlung spannend ist, und du einfach weiter lesen willst. Es ist etwas ganz anderes, wenn dich eine Person, die du gerade kennengelernt hast, in ihr Leben eintauchen lässt. Dir durch Tagebuch Seiten Einblicke in ihr tiefstes Inneres gestattet. Mit jeder Seite, die ich las, mit jedem Tag, der bei ihr verging, fühlte ich mich mehr verbunden, einfach dabei. Das war kein Blick durch ein Schlüsselloch, nein, die Tür stand offen, und lud mich ein, dabei zu sein.
Schnell war mir klar, meine Art ihr durch den Tag zu folgen, war eine Andere, als die ihrer normalen Leser. Ich wollte keine Ratschläge zum Abnehmen. Ich wollte mehr wissen, mehr verstehen von dem, was sie da aus ihrem tiefsten Inneren preisgab. Mit jedem Tageseintrag, mit jeder Seite, tauchte ich tiefer in ihr Leben ein. Ich kam mir vor, als stände ich neben ihr, als wär ich hinter ihr und schaute ihr bei den anfänglichen Experimenten mit der neuen Art zu kochen über die Schulter. Ich war einfach dabei, und konnte das Buch keine Minute aus den Händen legen. Ich litt am Anfang mit ihr, als sich noch keine Ergebnisse zeigten. Ich war dabei, als die ersten Gramm verschwanden. Aber auf eine andere Art. Ich zog den Hut vor ihrem Mann, vor seiner Unterstützung von Anfang an. Auch vor den Kindern, die den Wunsch ihrer Mutter verstanden.
Die Migräne Anfälle haben mich wirklich mitgenommen. Ich weiß, was das heißt. Mein Vater ist damit immer wieder eine Woche lang durch den Flur getigert und wir Kinder mussten still sein, wie die Mäuschen. Bei Männern soll das wohl mit den Wechseljahren verschwinden. Er ist schon Jahre lang davon befreit. Je weiter ich las, desto mehr war ich von ihr beeindruckt. Von ihrer Kraft, ihrem Willen. Ich habe die 207 Tage schnell, in einem Stück, von 8:00 Uhr am Morgen bis 15:00 Uhr am Nachmittag, erleben dürfen. Was ich nicht nachvollziehen kann ist der Kommentar über die Zeit in Amerika. Ich verstand es denke ich schnell, dass sie damit ihr Glücksgefühl darüber ausdrücken wolltest, das selbst in solchen Extremsituationen noch alles so läuft, wie sie es vorher nie geglaubt hättest.
Ich durfte beim Lesen viel über einen Menschen erfahren, den ich nur einmal gesehen habe, der mich nur einmal mit seinem Lächeln neben mir beeindruckt hat. Den ich mag. Es hat mir eine völlig neue Art des Betrachtens erschlossen. Weg vom Oberflächlichen, etwas näher heran an die Tiefen.
Danke dafür, Kirsten 🙂
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